Kleine Chronik der Pariser Kommune 1871

Mit drei Zeilen stellte das Zentralkomitee Gerechtigkeit her, schlug Versailles, gewann Paris.

Prosper Lissagaray (1838-1901), Journalist, Barrikadenkämpfer, in Geschichte der Pariser Commune von 1871
Anspielung auf die drei sozialen Erlasse des Zentralkomitees der Nationalgarde vom 20. März

Proklamierung der Kommune am 28. März 1871 auf dem Place de l‘Hôtel de Ville (Rathaus), Gravur von A. Lamy für Le Monde illustré vom 8. April 1871. [1]

18. März Regierungstruppen wollen sich der Kanonen der Nationalgarde bemächtigen, scheitern am Widerstand der Bevölkerung. Das Zentralkomitee (ZK) der Nationalgarde übernimmt die Macht, die bürgerliche Regierung flieht nach Versailles.

19. März Nationalgarde ruft Wahlen für Paris aus. Freilassung aller politischen Gefangenen. Einige Kommunard*innen wollen Regierung in Versailles stürzen, solange die noch schwach ist. ZK der Nationalgarde lehnt das ab. Für Karl Marx u.a. einer von zwei großen Fehlern. Der zweite ist, die Bank von Frankreich nicht zu konfiszieren. In ihr liegen 3 Milliarden Francs. Davon zahlt sie an die Regierung 258 Mio., an die Kommune nur 16 Mio.

20. März Drei Erlasse: Schuldenmoratorium, Kündigungsverbot von Mieter*innen, Aussetzung des Verkaufs von Pfandobjekten.

22. März Ausrufung der Kommune in Lyon. Weitere Städte folgen, aber keine kann sich lange halten.

26. März Wahlen zum Rat der Kommune, 500.000 Wahlberechtigte, die Hälfte wählt. In bürgerlichen Vierteln unter 25%, in proletarischen bis 76%. Frauen haben kein Wahlrecht.

27. März Regierung in Versailles stellt Invasionsarmee auf, Preußen lässt dafür Kriegsgefangene frei.

28. März Proklamierung der Kommune.

29. März Erste Dekrete: Volksbewaffnung
anstelle Armee, Mietstundung.
Einige weitere: Höchst- / Mindestlohn, Trennung Staat und Kirche, Versorgung von Hinterbliebenen Gefallener, verlassene Betriebe an Arbeitergenossenschaften, freie Bildung.

3. April Missglückter Angriff der Nationalgarde auf Versailles, Beginn der Kämpfe mit der Regierung, Regierung begeht erste Kriegsverbrechen.

6. April Aufruf an die Provinz, die Pariser Kommune zu unterstützen, Verbrennung der Guillotine auf der Place Voltaire.

9. April Regierung beginnt Paris zu bombardieren.

11. April Bildung der Union des Femmes (Frauenbund).

16. Mai Zerstörung der Vendôme-Säule.

21. Mai Durch Verrat dringen Regierungstruppen in Paris ein, Beginn der Straßenkämpfe, Regierungstruppen massakrieren 20-30.000 Menschen.

28. Mai Letzte Barrikade fällt, 40.000 Gefangene, 10.000 Verurteilungen, erst 1880 Amnestie.

Plakat zum Dekret (Erlass) der Pariser Kommune vom 29. März 1871 über die Stundung von Mieten. [2]

L‘Actualité Nr. 3, April 1871 mit dem Aufruf, der geflohenen Regierung nachzusetzten: „Nach Versailles! Da sind sie!“ des Karikaturisten G. Gaillard Fils. [3]

Trümmer der Vendôme-Säule, die am 16. Mai unter großem Beifall vor Tausenden Zuschauer*innen abgerissen wurde. Sie galt als „ein Symbol viehischer Gewalt und falschen Ruhmes, eine Bekräftigung des Militarismus,…“ (Dekret der Pariser Kommune, 12. April 1871) [4]

Laurent: Weil die Miete so teuer war, haben bei uns regelmäßig fremde Leute gewohnt. Manchmal haben wir uns zu sechst ein Zimmer geteilt. Das war ganz schön anstrengend.
Marie: Meine Mama hatte auch immer Sorgen wegen der Miete. Ich hab sie deswegen oft nachts heimlich seufzen hören.
Laurent: Jetzt fliegt jedenfalls keiner mehr so schnell aus seiner Wohnung. Und außerdem stehen gerade ganz viele Wohnungen leer, denn viele Reiche haben seit der Belagerung die Stadt verlassen.
Marie: Los, dann müssen wir uns die nehmen! Ich will ein Zimmer mit riesigen Fenstern, wo ich immer die Sonne sehen kann.