Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme.
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Bis auf wenige Ausnahmen sind die Namen selbst der aktivsten Kommunard*innen heute nicht mehr präsent. Aber auch bei nur oberflächlicher Beschäftigung mit der Kommune gibt es Namen, die immer wieder auftauchen. Um nur einige zu nennen: Delescluze, Varlin, Léo, Michel, Frankel, Ranvier, Dmitrieff, Vallès, Arnould. Manche waren schon seit Jahrzehnten politisch aktiv und hatten bereits Verfolgung, Haft und Exil hinter sich. Sie verstanden sich in der Tradition der radikalen Jakobiner, als soziale Republikaner, Blanquisten, Proudhonisten und Marxisten.
Keine*r war auf die Kommune vorbereitet, alle gaben ihr bestes für sie. Viele bezahlten die 72 Tage der Hoffnung auf ein Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen mit Tod, Haft, Deportation oder Exil. Sie zogen unterschiedliche Lehren aus der Kommune und ihrer brutalen Niederschlagung durch die herrschende Bourgeoisie. Die Kommunard*innen wandten sich dem Kommunismus, Anarchismus oder der Organisierung sozialistischer Parteien zu. Fast alle kämpften weiterhin für eine revolutionäre Veränderung der kapitalistischen Verhältnisse.
Ehemalige Kämpfer*innen der Pariser Kommune 1914 vor dem Louvre – darunter Nathalie Lemel, Zéphirin Camélinat und Jean Alemane.
Standbild aus dem Film La Commune von Armand Guerra. [1]
Jean-Baptiste Clément (1836-1903)
Chansonnier und Redakteur sozialistischer Zeitungen, deswegen in Haft. In den Rat der Kommune gewählt, Barrikadenkämpfer, Flucht nach London, in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Noch heute bekannte Lieder von Clement sind Le Temps des cerises (Zeit der Kirschen) und La Semaine sanglante (Blutige Woche) über die Massaker der Regierungstruppen am Ende der Kommune. [2]
André Léo (1824–1900)
war Journalistin und Schriftstellerin. Wichtigstes Leitmotiv ihres Denkens ist die Überzeugung, dass der Zweck niemals die Mittel heiligt, und ihr Eintreten für die unbedingte Freiheit des Individuums. 1866 gründete sich in ihrer Wohnung die Société pour la Revendication du Droit des Femmes. Léo kritisierte die zentralistischen Strukturen der Union des Femmes, aber auch unfreiheitliche Maßnahmen der gesamten Kommune. Im Sommer 1871 musste sie ins Exil gehen. Flucht in die Schweiz, sie blieb eine der entschiedensten Gegner*innen der autoritären Tendenzen der Internationale. [3]
Nathalie Lemel (1827-1921)
In Brest geboren, arbeitete als Buchbinderin. 1845 heiratete sie Jerome Lemel, drei Kinder, später Trennung. In den 1860er Jahren revolutionäre Sozialistin. 1865 trat sie der Internationalen Arbeiterassoziation bei. Kämpfte für das Recht auf gleichen Lohn. In der Kommune Mitglied des Zentralkomitees der Union des Femmes. Kämpfte auf den Barrikaden und versorgte Verletzte. Nach der Niederlage nach Neukaledonien verbannt. Dort teilte sie sich ihre Zelle mit Louise Michel. 1879 kehrte sie nach Frankreich zurück. 1921 starb sie verarmt im Hospiz. [4]
Louise Michel (1830-1905)
Die wohl bekannteste Kommunardin. Uneheliches Kind, wuchs bei den Großeltern väterlicherseits auf, mit ihnen wie auch mit ihrer Mutter war sie zeitlebens eng verbunden. 1856 ging sie als Lehrerin nach Paris. Kämpfte in den Tagen der Kommune auf und hinter den Barrikaden. Berühmt ist ihr Angebot, den mit Preußen verhandelnden A. Thiers zu töten. Nach der Niederschlagung nach Neukaledonien deportiert. Rückkehr nach der Amnestie 1880, danach anarchistische Rednerin. 1888 bei einem Attentat schwer verletzt, weigerte sie sich aber, den Täter an die Polizei auszuliefern. 1890 ging sie nach London. Ihrem Sarg folgten hunderttausend Menschen. [5]
Eugène Varlin (1839-1871)
Armer Bauernsohn, kam 1857 nach Paris, arbeitete als Buchbinder. Aktiv in der Gewerkschafts- und Genossenschaftsbewegung (Gründung von Genossenschaftsbanken und -restaurants), Proudhonist, Verfechter von Geschlechtergerechtigkeit. Wegen Mitgliedschaft in der Internationalen Arbeiterassoziation und Organisation von Streiks in Haft. Vor dem deutsch-französischem Krieg in der Antikriegsbewegung, verschiedene Funktionen während der Kommune, kämpfte bis zum letzten Tag auf den Barrikaden. Am 28. Mai von einem Priester denunziert, vom Mob misshandelt und von Regierungstruppen hingerichtet. [6]
Zéphirin Camélinat (1840-1932)
Kupferschmied, Bronze-Arbeiter, Freund Proudhons, Gewerkschafter, Mitglied der Internationalen Arbeiterassoziation. Während der Kommune Direktor der Pariser Münze, Barrikadenkämpfer, Exil in London, in Abwesenheit zur Deportation verurteilt. 1880 Rückkehr nach Paris. Aktiv für den Zusammenschluss verschiedener sozialistischer Gruppen. 1924 erster Präsidentschaftskandidat der Kommunistischen Partei Frankreichs. [7]
Elisabeth Dmitrieff (1850–1918)
Aus wohlhabender russischer Familie. 1869 trat die 19-Jährige in Kontakt zur Genfer Internationale. Als die Pariser Kommune ausgerufen wurde, war dies die geschichtsträchtige Situation, auf die sie gewartet hatte. Trat zunächst dem Comité des Femmes bei. Gründung der Union des Femmes, die wegen ihrer zentralistischen Tendenzen bei anderen Frauenorganisationen umstritten war. Nach der Niederschlagung Rückkehr in die Schweiz, Ende 1871 nach Russland. Sie heiratete und lebte später in Sibirien. Vermutlich starb sie um das Jahr 1918. [8]
Paule Mink (1839-1901)
Tochter eines polnischen Offiziers und einer französischen Adeligen. Die Familie lebte in Paris. 1866 Mitglied in der Société pour la Revendication du Droit des Femmes. Publizierte in sozialistischen Zeitungen, trat seit 1868 als Rednerin auf. Sie war überzeugt, die Emanzipation von Frauen könne nur durchgesetzt werden, indem der Kapitalismus abgeschafft würde. In der Kommune war sie in verschiedenen Komitees aktiv, organisierte eine Freie Schule. Flucht in die Schweiz. 1880 Rückkehr, engagierte sich in verschiedenen sozialistischen Parteien. [9]
Élisée Reclus (1830-1905)
Weit gereister (Europa, USA, Mittelamerika) und weltberühmter Geograph und Anarchist. In der Genossenschaftsbewegung aktiv. Während der Kommune einfacher Nationalgardist, bei den Kämpfen am 4. April gefangen genommen. Er beschreibt die Torturen der Gefangenschaft in 14 Gefangenenstationen. Wird zur Deportation verurteilt, nach Protest internationaler Gelehrter Umwandlung in Verbannung. Geht daraufhin in die Schweiz, dort zusammen mit seinem Bruder Élie Mitglied der Internationale von Michail Bakunin. [10]
Alexis Trinquet (1835-1882)
Schuhmacher, Blanquist, Mitglied im Rat der Kommune und der Kommission für allgemeine Sicherheit. Kämpfte bis zum Ende der Kommune. Verteidigte sich als einer der wenigen des Rates vor dem Kriegsgericht explizit politisch: „Ich bin ein Aufständischer, ich leugne es nicht.“ Zu lebenslänglicher Deportation nach Neukaledonien verurteilt, erkrankte dort schwer. Stirbt zwei Jahre nach Amnestie und Rückkehr mit 47 Jahren. [11]
Marie: Hast du von der Dmitrieff gehört?
Laurent: Die von der Union des Femmes?
Marie: Die soll ja wunderschön aussehen. Und sehr geheimnisvoll.
Laurent: Hmm, ich habe gehört, die kommt aus einer sehr reichen russischen Familie. Was macht so eine hier? Warum kämpft die bloß mit uns? Andererseits: sie scheint wirklich hinter unseren Ideen zu stehen. Gründet Vereine, organisiert Arbeit, kämpft an der Frauenbarrikade vom Montmartre.
Marie: Kann man sich denn keine gerechtere Welt wünschen, nur weil man Geld hat? Sie kann sich ja ihre Familie auch nicht aussuchen.
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