Kunst und Kultur für Alle

Für den, der besitzt, steht‘s schlecht. Für den, der nichts hat, steht‘s gut.

Alphonse Lévy (1843-1918), Künstlername Saïd, Maler, Illustrator und politischer Karikaturist

Die Barrikade von Édouard Manet (1832-1883).
Manet war Maler und Mitglied der Commission Fédérale des Artistes (Föderale Künstler*innenkommission). [1]

Porträt des Jules Vallès.
Ölgemälde des realistischen Malers Gustave Courbet (1819-1877). Jules Vallès (1832-1885) war Journalist und Romanschriftsteller. Ebenso wie Courbet wurde er in den Rat der Kommune gewählt. Er kämpfte bis zum letzten Tag auf den Barrikaden und floh dann nach London. In Abwesenheit zum Tode verurteilt konnte er erst nach der Amnestie 1880 zurückkehren. Auch Courbet wurde verfolgt, inhaftiert und finanziell ruiniert. Er konnte in die Schweiz fliehen, wo er 1877 starb. [2]

Die Kommune wird von der Unwissenheit und der Reaktion festgenommen.
Von Georges Pilotelle (1845-1918), Karikaturist und Kommissar der Pariser Kommune, zum Tode verurteilt. Exil in London, wo er ein erfolgreicher Künstler wurde, ohne seine Zeit in der Kommune zu verraten. [3]

„Für den, der besitzt, steht‘s schlecht. Für den, der nichts hat, steht‘s gut.“
Karikatur von Alphonse Lévy (1843-1918), Künstlername Saïd. Karikaturen hatten eine wichtige agitatorische Funktion. Sie erschienen in satirischen Zeitungen oder als Einblattdrucke in Auflagen von 1.000 bis 30.000. [4]

 

Vor der Kommune war Kunst Geschäftsmodell und Unterhaltungsindustrie für das Bürgertum. Nun sollte sie demokratisierte Kunst für die Massen werden. Die Tuilerien, das ehemalige Stadtschloss der französischen Herrscher, wurde zur Besichtigung und für Konzerte und Literaturabende geöffnet. Die Erlöse gingen an Angehörige gefallener und verwundeter Kommunard*innen.

Museen und Bibliotheken waren geöffnet, Theater spielten jeden Abend vor vollem Haus. Theater, deren Direktoren sich nach Versailles absetzten, organisierten sich selbst. Die Kommune unterstützte dies und unterstellte die Theater der Kommission für Bildung. Diese lud Künstler*innen, Angestellte des Kunstbetriebs und Interessierte zur Gründung von Genossenschaften ein. So sollte die Ausbeutung der Kulturschaffenden durch einen Manager oder ein Unternehmen beendet werden.

Auf Einladung Gustave Courbets, eines Meisters der realistischen Malerei, trafen sich 400 Künstler*innen aus Malerei, Bildhauerei, Architektur, Lithographie und Industriekunst. Sie gründeten die Commission Fédérale des Artistes (Föderale Künstler*innenkommission) mit bekannten Künstlern wie Daumier, Manet, Dalou, Gill und Pottier, dem Autor der Internationalen. Ziele waren die Freiheit der Kunst, die Abschaffung von Privilegien und Günstlingswirtschaft, die Gleichberechtigung aller Mitglieder, die Erhaltung von Kunstwerken und die Förderung der Kunsterziehung.

Le Triomphe de l’ordre (Der Triumph der Ordnung) von Ernest-Louis „Picq“ Pichio (1826-1893).
Gemälde über die Ermordung von Kommunard*innen durch Regierungstruppen. Der Maler war Kommunarde, Mitglied der Commission Fédérale des Artistes (Föderale Künstler*innenkommission) und kämpfte auf den Barrikaden. [5]

Einige Künstler*innen waren aktive Kommunard*innen. So war der Karikaturist Pilotell Polizeikommissar der Kommune, der Schriftsteller Jules Vallès saß im Rat der Kommune und der Dichter Paul Verlaine war Leiter der Pressestelle im Rathaus. Viele Künstler*innen sympathisierten mit der Kommune. Das reichte schon, um nach deren Niederschlagung verfolgt zu werden. Exil, Deportation, Inhaftierung, Verweigerung der Teilnahme an Ausstellungen oder fehlende staatliche Aufträge trafen Kunst- und Kulturschaffende.

Marie: Warum sind du und Matthis gestern eigentlich so spät nachhause gekommen?
Laurent: Wir sind noch länger an der Barrikade geblieben. Der kleine Jaques hat pausenlos eine Melodie gesummt. Er hatte einen fürchterlichen Ohrwurm, der einfach nicht wegging. Aber wir kannten das Lied auch und haben es immer aufs Neue angestimmt. Alle anderen haben mitgemacht. Ganz schräg und schief haben wir gesungen. Das war so lustig. Und dann haben wir ganz viele Strophen weitergedichtet. Rate mal, welche Worte sich auf Kommune und Paris reimen!