Vor der Kommune war Kunst Geschäftsmodell und Unterhaltungsindustrie für das Bürgertum. Nun sollte sie demokratisierte Kunst für die Massen werden. Die Tuilerien, das ehemalige Stadtschloss der französischen Herrscher, wurde zur Besichtigung und für Konzerte und Literaturabende geöffnet. Die Erlöse gingen an Angehörige gefallener und verwundeter Kommunard*innen.
Museen und Bibliotheken waren geöffnet, Theater spielten jeden Abend vor vollem Haus. Theater, deren Direktoren sich nach Versailles absetzten, organisierten sich selbst. Die Kommune unterstützte dies und unterstellte die Theater der Kommission für Bildung. Diese lud Künstler*innen, Angestellte des Kunstbetriebs und Interessierte zur Gründung von Genossenschaften ein. So sollte die Ausbeutung der Kulturschaffenden durch einen Manager oder ein Unternehmen beendet werden.
Auf Einladung Gustave Courbets, eines Meisters der realistischen Malerei, trafen sich 400 Künstler*innen aus Malerei, Bildhauerei, Architektur, Lithographie und Industriekunst. Sie gründeten die Commission Fédérale des Artistes (Föderale Künstler*innenkommission) mit bekannten Künstlern wie Daumier, Manet, Dalou, Gill und Pottier, dem Autor der Internationalen. Ziele waren die Freiheit der Kunst, die Abschaffung von Privilegien und Günstlingswirtschaft, die Gleichberechtigung aller Mitglieder, die Erhaltung von Kunstwerken und die Förderung der Kunsterziehung.
Einige Künstler*innen waren aktive Kommunard*innen. So war der Karikaturist Pilotell Polizeikommissar der Kommune, der Schriftsteller Jules Vallès saß im Rat der Kommune und der Dichter Paul Verlaine war Leiter der Pressestelle im Rathaus. Viele Künstler*innen sympathisierten mit der Kommune. Das reichte schon, um nach deren Niederschlagung verfolgt zu werden. Exil, Deportation, Inhaftierung, Verweigerung der Teilnahme an Ausstellungen oder fehlende staatliche Aufträge trafen Kunst- und Kulturschaffende.
Laurent: Wir sind noch länger an der Barrikade geblieben. Der kleine Jaques hat pausenlos eine Melodie gesummt. Er hatte einen fürchterlichen Ohrwurm, der einfach nicht wegging. Aber wir kannten das Lied auch und haben es immer aufs Neue angestimmt. Alle anderen haben mitgemacht. Ganz schräg und schief haben wir gesungen. Das war so lustig. Und dann haben wir ganz viele Strophen weitergedichtet. Rate mal, welche Worte sich auf Kommune und Paris reimen!